Junger Rebell im dunklen Anzug - Bundesvorsitzender der Mittelstands - und Wirtschaftsvereinigung der CDU/CSU Dr. Carsten Linnemann MdB in Bad Homburg

Datum des Artikels 16.01.2017

Optimismus, aber auch deutliche Kritik an der Politik und der eigenen Partei  prägten den Auftritt des Bundesvorsitzenden der CDU-Mittelstandsvereinigung, Carsten Linnemann, in Bad Homburg. Der 39-jährige Bundestagsabgeordnete gastierte auf Einladung der Mittelstands- und Wirtschaftsvereinigung der CDU Hochtaunus in der Kurstadt – und trotzte für die Anreise auch den Widrigkeiten des Wetters.

 

Linnemann verwies auf Erfolge der Mittelstandsvereinigung in der großen Koalition, vor allem bei der Flexi-Rente und bei der Bekämpfung der sogenannten kalten Progression. Bei dieser führt die Zunahme der Steuersätze mit dem Einkommen zu einer höheren Besteuerung von Arbeitnehmern, selbst wenn ihr Einkommen nur im Rahmen der Inflation wächst. Es sei wichtig, dem Steuerzahler diese zusätzlichen Staatseinnahmen zurückzugeben, bevor in der Politik andere Begehrlichkeiten entstünden, so Linnemann: „Wann immer der Staat mehr Geld zur Verfügung hat, wird er Wege finden, das auch auszugeben.“

Weniger erfreulich sei die Situation auf dem für den Mittelstand so wichtigen Gebiet der Arbeits- und Sozialpolitik. Hier habe die SPD die Koalitionsverhandlungen klar gewonnen – vor allem wegen mangelnder Verhandlungsvorbereitung auf Seiten der CDU. Ein weiteres Problem sei die oft realitätsfremde Umsetzung der Koalitionsvereinbarungen: „Eigentlich müsste sich Bürokratie so langsam auflösen, weil sich das Arbeitsleben verändert und Arbeitnehmer unabhängiger werden. Stattdessen muss der Arbeitgeber bei Mitarbeitern, die von zu Hause arbeiten, kontrollieren, wie dort der Bürostuhl aussieht.“ Linnemann gilt in der eigenen Partei als junger Rebell, seit er im Bundestag gegen die Euro-Rettungsstrategie für Griechenland stimmte.

Seinen unterhaltsamen und zum Teil bissig-witzigen Vortrag bereicherte der junge Abgeordnete mit persönlichen Erfahrungen aus der Buchhandlung seiner Eltern in Paderborn und als Volkswirt bei der Deutschen Bank. Seine Kritik beschränkte sich dabei nicht auf rein parteipolitische Themen. Nicht nur die Politik, sondern auch Wirtschaft und Medien hätten durch die Griechenlandkrise und durch fehlende Offenheit in der Kommunikation zur Flüchtlingskrise an Vertrauen verloren. Bei vielen Menschen sei der Eindruck entstanden „Die machen eh, was sie wollen.“ Für dieses Vertrauen müsse gerade im Hinblick auf die anstehenden Wahltage gearbeitet werden. „Wir müssen auch mehr die Zusammenhänge erklären. TTIP ist so ein Thema, wo wir das nicht geschafft haben. Wir müssen klar sagen: Gerade wir in Deutschland brauchen offene Märkte.“

Vor dem Auftritt von Linnemann, dessen Flug aus Berlin durch Schneefall deutlich verspätet ankam, begrüßten Oberbürgermeister Alexander Hetjes und Landrat Ulrich Krebs die rund 100 Zuhörer und sprachen Grußworte. Der Landesvorsitzende der hessischen Mittelstandsvereinigung, Frank Hartmann, nutzte die Wartezeit und stimmte mit deutlichen Worten auf Linnemanns Vortrag ein. Insbesondere kritisierte er die Bürokratie und mangelnde Verlässlichkeit durch realitätsferne Detailregelungen aus dem Arbeitsministerium von Andrea Nahles (SPD), zum Beispiel beim Mindestlohn und beim Entgeltgleichheitsgesetz. Gleichzeitig lobte er ausdrücklich die gute Zusammenarbeit in Wirtschaftsfragen innerhalb der schwarz-grünen Koalition in Hessen.

Das Hotel Steigenberger im neuen Kleid - und einhundert Gäste kamen zur Jahres-Auftaktveranstaltung der MIT um Dr. Carsten Linnemann zu lauschen.

Andreas Schwarze umrahmte mit Klaviermusik im Udo-Jürgens-Stil am Flügel die Veranstaltung.

Mit von der Partie waren der Ehrenvorsitzende der MIT Hochtaunus Prof. Dr. Agilof Lamperstorfer, Kreishandwerksmeister Walter Gernhard und Journalist Hugo Müller-Vogg und weitere bekannte Gesichter.

Das Thema von Linnemann lautete : „Impulse für den deutschen Mittelstand - Wirtschaftspolitik neu denken“ 

Zum Schluss dankte die Vorsitzende, Claudia Kott,  allen Gästen fürs Kommen und allen Vortragenden für die hervorragenden Beiträge. Linnemann erhielt das Jahrbuch 2017 des Hochtaunuskreises - im Blick waren dabei auch die Buchhandlungen der Familie in Paderborn.