
Die Regionalisierung erfordere Strukturveränderungen in allen Gliedern der Lebensmittelversorgungskette. Das Ziel der Mit sei, „die Wettbewerbsfähigkeit der heimischen Landwirtschaft sowie die regionale Verarbeitung und Direktvermarktung zu verbessern.“ betonte Raif Toma, Vorsitzender der beiden MIT-Verbände, und wies auf die überbordende Bürokratie als eine Hürde auf diesem Weg hin. Die Regionalbewegung stelle fest, daß die Regiobranche aufgrund der schlechten Rahmenbedingungen, besonders jedoch unter den großen Herausforderungen dieser Tage leide. Toma stellte die Frage an die Diskutanten, welche Hemmnisse in Form von konkreten Vorschriften und Gesetzen verändert werden können.
Jürgen Scheider, Leiter der REWE-Region Mitte, stellte das regionale Konzept der REWE-Gruppe vor. „Regionale und lokale Lebensmittel sind inzwischen ein sehr wichtiger und fester Bestandteil im Sortiment unserer REWE-Märkte. Mit unseren regionalen Partnern, wie beispielsweise der Marketinggesellschaft Gutes aus Hessen und dem Landmarkt bauen wir das Angebot an heimischen Produkten für unserer Kundinnen und Kunden stetig weiter aus.“ so Scheider.
Zur Diskussion standen unter anderem die Fragen, wie bürokratische Hemmnisse für die regionale Verarbeitung und Direktvermarktung beseitigt werden könnten, um die heimischen Betriebe zu stärken und wie faire Wettbewerbsbedingungen für alle Erzeuger und Vermarkter innerhalb der Europäischen Union erreicht werden könnten.
Thomas Kunz, Vizepräsident des Hessischen Bauernverbandes, wies darauf hin, daß die klassische Vermarktung zu einer Überforderung führe, wenn sie nicht professionell gemacht werde. Existierende Strukturen brächen weg und regionale Verarbeiter fehlten immer mehr. Neue Lieferletten herzustellen scheitere, weil es an Unternehmen fehle. Öko erweise sich in der Praxis immer mehr als lediglich ein Punkt unter vielen. Er warnte vor zu viel Kontrolle, Überregulierung und Vorschriften, die einander ausschlössen. Bei ordentlicher Unternehmensführung führe weniger Kontrolle und weniger Dokumentierungspflichten zu mehr wirtschaftlicher Effizienz. Der Politik müsse erklärt werden, wie die Landwirtschaft wirklich funktioniere. Zur Unübersichtlichkeit trügen auch die vielfältigen Gütesiegel bei, deren Kriterien von den Landwirten jeweils eingehalten werden müßten.
Starkoch Reiner Neidhart, Vorsitzender des „Wetterauer Landgenuß e. V.“ bemerkte, daß die Gastronomie oft regional koche und kein Zeitgeist sie auf diesen Weg geführt habe. Die Netzwerke im „Landgenuß“ können genutzt werden. „Wir haben alles vor der Tür. Die Nachhaltigkeit und Preisgestaltung der Produkte am Ende das Tages, sollten besser untersucht und bewertet werden, damit der Verbraucher die Preise versteht und akzeptieren lernt. Es ist die Aufgabe der Politik, klare Gesetzesvorgaben zu machen. Sie muß erkennen, daß nicht in Wahlperioden gedacht und gehandelt werden darf. Lösungsorientiert und nicht nach Parteienideologie sollte entschieden werden.“ so Neidhart. Neidhart wies auf die nötige Akzeptanz und Wertschätzung hin und erläuterte die Wichtigkeit der Aufklärungsarbeit auch schon im Kindesalter.
Maximilian Reuhl, Geschäftsführer der „Wetterauer Früchtchen“, der es schaffte, im Familienunternehmen vom klassischen Bauer zum Direkt-Vermarkter zu werden, betonte, daß die Ideologie weit weg von der Realität und Praxis sei und die Landwirte ihre Umwelt nicht zerstören würden. Entscheidend sei für ihn, welche Produkte die Verbraucher nachfragten. Er wies auf die Bedingungen in anderen Regionen des europäischen Wirtschaftsraumes hin und forderte gleiche Voraussetzungen für alle.
MIT-Vorsitzender Raif Toma meinte, es sei wichtig, gleiche Bedingungen für alle Produzententen in der EU zu schaffen. Die Politik müsse darüber hinaus eine Planungssicherheit gewährleisten und Rahmenbedingungen schaffen, um Bleibeperspektiven im ländlichen Raum zu fördern. Die MIT in Mittelhessen und im Wetteraukreis fordern mehr Einklang zwischen Ökonomie und Ökologie sowie die Förderung regionaler Strukturen ohne ideologische Grenzen. Dies sollte sich in den hessischen Landes- und kommunalen Haushaltsplänen wiederfinden.
Alle Diskutanten werben für mehr ehrliche Kommunikation und den offenen Dialog auf Augenhöhe miteinander. Das werde zur Stärkung des Netzwerkes in der Region führen. Man erwarte, daß die Politik dies gleichermaßen fördere und vorantreibe. Der Abend führte zum Erfahrungsaustausch unter den Teilnehmern und brachte Botschaften, die in persönlichen Gesprächen mit den politischen Akteuren behandelt werden. Es entstanden Ideen, wie die Wetterau und Mittelhessen durch einen „Rat für Regionalität und Nachhaltigkeit“ nachhaltig gestaltet werden könnten. Dies würde auch zu einem besseren Verständnis in der Bevölkerung in Bezug auf die Nutzung regionaler und nachhaltig hergestellter Produkte und somit auch zu wirtschaftlicher Nachhaltigkeit führen.
Raif Toma warb für das Zusammenwirken in der MIT, um die Interessen der Unternehmerschaft besser vertreten zu können, da die Ideologie gerade Generationen, Existenzen und Arbeitsplätze vernichte. Dazu bräuchten wir stärkere Netzwerke von Erzeugern, Vermarktern, Handel, Politik und den Verbänden.
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